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Wie funktioniert Soziale Verteidigung?

Du kannst viel mehr verteidigen, als du denkst!

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Indien

Gandhi führt den berühmten Salzmarsch von 1930 an, ein bemerkenswertes Beispiel für Satyagraha (gewaltloser Widerstand)
Foto: Yann, Public domain, via Wikimedia Commons

Verteidigung menschlicher gestalten

Die Geschichte ist voller Beispiele, in denen Menschen gewaltfrei Widerstand geleistet haben. Oft standen sie dabei gewaltbereiten Regimen gegenüber – und waren trotzdem erfolgreich. Das waren keine historischen Zufälle, Gewaltfreiheit ist kraftvoll.

Genau diese Kraft wollen wir nutzen, um uns zu verteidigen. Wir wollen Menschen in die Lage versetzen, gemeinschaftlich zu handeln und organisiert Widerstand zu leisten.

Gewaltfreier Widerstand

Überall auf der Welt treten Menschen mit den Methoden des gewaltfreien zivilen Widerstands Gewaltherrschaft und Unrecht entgegen oder fordern sozialen Wandel ein. Die Forschung bestätigt: Gewaltfreier ziviler Widerstand kann ein erfolgreiches Instrument sein – sogar erfolgreicher als gewaltsamer Widerstand.

Soziale Verteidigung nutzt diese Art des Widerstands, der eine Gesellschaft wirksam gegen einen militärischen Überfall von außen, aber auch gegen einen gewaltsamen Staatsstreich von innen schützen soll.

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Khartoum

Eines der vielen Grafitti der sudanesischen Revolution 2019 zur Überwindung der Diktatur zeigt die Aktivistin Alaa Salah vor einer Menschenmenge.

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Chile

Menschen protestieren auf der Plaza Baquedano in Chile gegen soziale Ungleichheiten.
Foto: Hugo Morales, CC BY-SA 4.0

Schützen was uns wichtig ist

Bei der Sozialen Verteidigung geht es nicht um die Verteidigung von Grenzen oder Territorien, sondern darum, Leben, demokratische und selbstbestimmte Lebensweisen und Lebensnotwendiges zu bewahren, ohne sich einem Angreifer zu ergeben. Denn Krieg zerstört, was verteidigt werden soll. Falls Atomwaffen eingesetzt werden, droht unvorstellbare Zerstörung.

Soziale Verteidigung ist kein Allheilmittel gegen den Krieg. Auch bei Sozialer Verteidigung werden Menschen leiden. Aber der Schutz von Menschen, lebensnotwendiger Infrastruktur und sozialen Errungenschaften steht dann an erster Stelle.

Wie funktioniert das?

Ein Beispiel: Am 26. März 2022 ist die russische Armee in die ukrainische Stadt Slawutytsch einmarschiert, hat dabei drei Menschen getötet und den Bürgermeister verhaftet. Die Einwohner*innen des 25.000 Menschen umfassenden Ortes haben daraufhin weder kapituliert noch zu den Waffen gegriffen – sie haben demonstriert. Sie kamen spontan auf den zentralen Platz, sangen die ukrainische Hymne und forderten die Freilassung des Bürgermeisters.

Die russischen Truppen haben versucht, die Demonstration aufzulösen. Sie haben in die Luft geschossen und Blendgranaten geworfen, doch die ukrainischen Bürger*innen blieben standhaft und ließen sich auch nicht zu Gewalt hinreißen. Es kam zu Verhandlungen, der Bürgermeister wurde freigelassen – und die russischen Truppen haben den Ort nach nur zwei Tagen wieder verlassen.

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Bath

Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine

Foto: Hello I’m Nik

Norwegischer Widerstand

Auch im Zweiten Weltkrieg kam es zu gewaltfreiem Widerstand. 1940 haben deutsche Truppen Norwegen besetzt, der militärische Widerstand war nach wenigen Monaten gebrochen und die Nazis übernahmen die Regierung. Um die Bevölkerung zu unterwerfen, wollten sie auch die Schulen kontrollieren und die Jugend dort mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus erziehen.

Doch das scheiterte am Widerstand der Lehrer*innen. Die Mehrheit der Lehrer*innen weigerte sich, im Sinne der Nazis zu unterrichten und nahm lieber eine Entlassung in Kauf. Um den Widerstand der Lehrer*innen zu brechen, inhaftierten die Nazis zehn Prozent von ihnen, 1100 Menschen, und brachten sie in Konzentrationslager. Die Nazis drohten ihnen mit Folter und Tod, einige Lehrer*innen sind in den Lagern gestorben. Doch ihr Widerstand hielt an – bis die Nazis aufgegeben haben. Die Lehrer*innen wurden freigelassen und konnten ihren Unterricht fortsetzen. Sie haben die Schulen verteidigt.

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Kirkenes

Norwegische Lehrer unter Zwangsarbeit im Gefangenenlager von Kirkenes während der Besatzung.
Foto: Digitalarkivet, CC BY-SA 3.0

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Baltikum

Menschenkette in den baltischen Ländern 1989. Die Unabhängigkeit wurde gewaltfrei erkämpft.
Foto: Kusurija – Vlastní dílo, CC BY-SA 3.0

So einfach ist das?

Nein, leider nicht. In Slawutytsch in der Ukraine haben die Einwohner zwar einen Kampf um ihre Stadt gewonnen – die russischen Truppen zogen aber weiter und setzten den Krieg fort. Wenn wir uns gewaltfrei gegen einen Angriffskrieg verteidigen wollen, dann braucht es dazu intensive Vorbereitungen und ein abgestimmtes Vorgehen. Schließlich bestehen militärische Armeen ebenfalls aus Menschen, die mit großem Aufwand trainiert und ausgerüstet werden. 

Gewaltfreier Widerstand wird hingegen oft spontan und ohne viel Geld durchgeführt. Was wäre möglich, wenn wir das ändern würden? Wenn wir uns gezielt und mit Ressourcen auf eine gewaltfreie Verteidigung vorbereiten würden? Wir arbeiten an einer Antwort!

Wer macht das?

Um in einer militärischen Armee zu kämpfen, braucht man eine entsprechende Ausbildung, körperliche Fitness und entsprechende Ausrüstung. Gewaltfreien Widerstand können hingegen alle Menschen leisten. Es gibt so viele Formen und Möglichkeiten, sich einzubringen, dass für jedes Alter und für jede Fähigkeit Platz ist.

Bereits heute engagieren sich in vielen Regionen Deutschlands Menschen, um die Soziale Verteidigung in ihrer Umgebung voranzubringen. In unserer Kampagne sprechen wir von Regionalgruppen oder Modellregionen.